Mein Name ist Oswald Marschall, geboren bin ich 1954 in Minden Westfalen. Ich möchte durch diesen Aufsatz Menschen aus der Mehrheitsgesellschaft aufklären.
Bitte seien Sie nicht überrascht. Ich spreche nicht Sie direkt an, wenn ich explizit oder implizit Vorwürfe erhebe. Sie sind nicht die ersten Ansprechpartner für die Kritik, die ich ihnen vortragen möchte. Und dennoch: Sie müssen wissen, was es bedeutet, immer den gleichen Vorurteilen zu begegnen und nicht ganz sicher zu wissen, ob alle, die gerade zuhören, überhaupt wissen, was es bedeutet, in einer Gruppe zu leben, die Ausgrenzung, Diskriminierung und Missachtung kennt. Uns hat man alles genommen, und damit meine ich vor allem die Möglichkeiten, in dieser Gesellschaft voll anerkannt zu sein.
Einige Menschen aus der Mehrheitsgesellschaft maßen sich an, über uns uralte Klischees zu verbreiten, obwohl sie doch so wenig über uns wissen. Menschen, die nicht zu unserer Minderheit gehören meinen es auf der anderen Seite mit Sicherheit gut, wenn Sie Rassismus gegenüber unserer Minderheit und Antiziganismus erklären. Man kann Rassismus unserer Minderheit gegenüber aber nur zum Teil wissenschaftlich erklären, ihn erlebt zu haben, macht einen zum Experten.
Ich habe mit Politikern und Wissenschaftlern in den letzten Jahren sehr viele Gespräche geführt. In jedem Gespräch, das länger als 10 Minuten dauerte, haben meine Gesprächspartner die Worte „ihr“ und „euch“ mir gegenüber benutzt, obwohl wir darüber gesprochen haben, wie wir gemeinsam dem Rassismus gegenüber Sinti und Roma gegenübertreten wollen. Wie ich mich bei diesen ausgrenzenden Worten gefühlt habe, habe ich mir nicht anmerken lassen. Man könnte jetzt sagen, ich hätte meine Gesprächspartner darauf aufmerksam machen müssen, dass ich ein ganz mieses Gefühl hatte, weil ich in meinem Land, wo wir Deutsche Sinti seit 600 Jahren und ein Teil der heutigen in Deutschland lebenden Roma seit 200 Jahren beheimatet sind, immer noch von unseren Mitbürgern, als „ihr“ und „euch“ bezeichnet werden. Ich habe darauf verzichtet, denn ganz gleich ob in der Wissenschaft, Politik oder die Mitte der Gesellschaft, man weiß einfach zu wenig über die Minderheit der Sinti und Roma. Aufklärung geht aber nur mit uns. Menschen, die uns beurteilen, sollten mit kompetenten Sinti und Roma über das Thema sprechen und nicht mit Sinti und Roma, die kaum der Sinti oder Roma Sprache mächtig sind und keinen Bezug zu Sinti und Roma haben, sich aber als Sinti und Roma Experten ausgeben.
BILDUNGSFERN?
Wir sind nicht Bildungsfern – man hatte uns Bildungsfern gemacht, man hat darauf geachtet, dass wir von Bildung ferngehalten werden, man hatte uns die Zugänge abgeschnitten.
Ich möchte das hier einmal in drei kleinen Schritten für Sie auseinandersetzen: Zum ersten, der Begriff selbst: „bildungsfern“. Er soll beschreiben, wer mehr und wer weniger Bildungschancen zur Verfügung stehen, hat. Für die öffentliche Mehrheit ist „bildungsfern“ keine Kritik an der Gesellschaft „Bildungsferne“ ist zu einem Stigma geworden und gerade wir als deutsche Sinti und Roma sind davon betroffen. Man setzt uns einen Stempel auf und so kommt zu fortdauernder Diskriminierung und Benachteiligung auch noch die Abwertung „bildungsfern“ hinzu. Heute noch achtet man darauf, dass zugewanderte Kinder aus Südosteuropa die der Minderheit angehören, schnell auf die schlechteren Schulformen abgeschoben werden. Unsere Minderheit wird von der Mehrheit dargestellt als „nicht an Bildung interessierten“ Menschen.
Zweitens, und das hängt mit meinem ersten Punkt unmittelbar zusammen: Es gibt unter den vielen in Deutschland lebenden Sinti genauso wie unter den Roma (und auch denen, die noch eine Zuwanderungsgeschichte im Gepäck haben) sehr erfolgreiche und „bildungsnahe“ Menschen. Wir sind eine diverse Gruppe, wie die gesamte Gesellschaft. Unter uns gibt es Leuchttürme und Eliten, wobei es selbstverständlich ist, dass wir ökonomisch und in Bildungsfragen erfolgreich sind. Und nun frage ich: Warum wissen das eigentlich so wenige in der Mehrheitsgesellschaft? Die Antwort ist einfach: Weil viele von uns sich zu ihrer Gruppe nicht bekennen können. Viele Aufsteiger, „bildungsnahe“ und erfolgreiche Sinti und Roma scheuen davor zurück, sich zu erkennen zu geben. Gerade dort, wo die höheren Etagen der Gesellschaft beginnen, verbirgt man seine wirkliche Identität. Warum das so viele tun, liegt auf der Hand. Sie wissen um die Gefahr der Ausgrenzung und der Abtwertung. Was meinen Sie, wie gut ein Bildungstitel sein muss und wie viel Erfolg man haben muss, um frei und selbstbewusst als Minderheitenangehöriger aufzutreten? Ich darf Ihnen sagen, es kostet eine Menge – zu viel für die meisten von uns.
Das führt dann auch zu dem dritten und letzten Punkt, den ich nennen möchte, es ist vielleicht der wichtigste, nämlich: Wer von „bildungsfern“ sprechen möchte, der muss auch Ross und Reiter nennen. Im Falle der deutschen Sinti und vieler Angehöriger der Roma ist das einfach: Wir sind nicht „bildungsfern“, sondern sind „von Bildung ferngehalten“ worden. Wir machen uns nicht selbst „bildungsfern“, sondern wurden chancenlos gemacht. Ich darf Sie daran erinnern, wie viel wir inzwischen darüber wissen, wie das Schulwesen ohne die Berücksichtigung unserer Minderheit aufgebaut wurde. Bis in die heutige Zeit hinein existieren Vorurteile gegenüber unserer Minderheit, und zwar vor allem in Bildungsfragen. Weil man uns wahrscheinlich „von Natur aus“ für weniger begabt hält, landen überproportional viele jungen Menschen in den Sackgassen des Bildungssystems. Man hat uns unzählige Hindernisse in den Weg gelegt. Kaum jemand weiß, welche Geschichte gerade die deutschen Sinti mit der Schule verbindet.
ROSS und REITER: EINE KLEINE EPISODE AUS DIESER GESCHICHTE
Wissen Sie, von wo aus die nationalsozialistischen Rassenhygieniker so viele junge Sinti abgeholt haben, um sie zu deportieren, zu foltern und zu töten? Aus der Schule. Über die sehr detaillierten Listen der Behörden war das Netz der Verfolgung so eng gewebt, dass es ein Einfaches war, kleine Kinder wehrlos der Obhut ihrer Eltern zu entreißen. Dieses Schicksal ist unser Schicksal! Viele Sinti und Roma Kinder, die noch die Schule besuchen durften, sind Anfang der 1940 Jahre aus den Klassenzimmern von der Gestapo abgeholt- und wurden in Viehwaggons nach AUSCHWITZ deportiert. Nur wenige von ihnen haben das Martyrium überlebt. Schulbehörden machten die Nazis aufmerksam, wer Sinti und Roma sind, die Klassenlehrer übergaben dann die Kinder an die Nazis. Diese Lehrer wussten genau wo man jüdische, Sinti und Roma Kinder hinbrachte Wir haben Generationen von Eltern nach dem zweiten Weltkrieg, die die Angst vor der Öffentlichkeit und auch vor den öffentlichen Schulen nie ablegen konnten. Niemand, der nicht zu unserer Minderheit gehört, weiß, welche Überwindung es noch vor wenigen Jahren junge Eltern gekostet hat, ihre Kinder in die Obhut der Schule zu geben. Und genau das ist mein Punkt: Wenn Sie diese schwierige Beziehung als „bildungsfern“ bezeichnen wollen, dann sind wir sehr weit voneinander entfernt und müssen noch viel Aufklärungsarbeit über die wahren Gründe dieser Bildungsbenachteiligung unserer Minderheit leisten.
Eltern deren Kinder die Schule besuchten, waren nach dem Nationalsozialismus traumatisiert, ohne dass sie es wussten. Viele Eltern brachten ihre Kinder mit dem Auto zur Schule und holten sie auch wieder ab, einige Eltern fuhren in den großen Pausen zur Schule und beobachteten ihre Kinder, bis sie wieder in den Klassenräumen waren. Auch ließen einige Eltern ihre Kinder nicht auf Klassenausflügen mitfahren, sie hatten eine innere Unruhe, wenn sich ihre Kinder nicht unter ihrer Obhut befanden, sie bekamen einfach das Trauma des Nationalsozialismus nicht aus dem Kopf. Ehemalige Nazis oder KZ-Aufseher, die ihrer gerechten Strafe entkommen sind, deutsche Soldaten, die aus der Kriegsgefangenschaft kamen, all diesen Menschen hat der deutsche Staat vor einer Traumatisierung bewahrt, man hat ihnen frühzeitig einen Psychologen (Seelsorger) zur Seite gestellt, damit sie wieder ein normales Leben nach dem Nationalsozialismus führen konnten.
Sinti und Roma, die alles verloren hatten, hat man bis zum heutigen Tag allein mit ihrem Trauma gelassen, sie mussten sich selbst helfen, die meisten von ihnen sind dieses Trauma bis zu ihren Tod nicht losgeworden und haben es an ihren Nachkommen weitergegeben. All das findet heute keine Beachtung.
DAS LEBEN NACH 1945
Die wenigen Überlebenden haben in ihrer alten Heimat wieder Familien gegründet und versucht, unter den schwierigsten Voraussetzungen ein normales Leben zu führen.
Dies fiel ihnen unglaublich schwer, über die Hälfte von ihnen waren Analphabeten, denn neunzig Prozent der Dreitausend Überlebenden deutschen Sinti und Roma waren junge Leute, sie hatten zum großen Teil vor 1939 Schulverbot. Nach 1945 mussten sie den Kampf aufnehmen, sich etwas Neues aufzubauen, was nur den Wenigsten gelang. Sinti und Roma waren vor 1933 zum großen Teil erwerbstätig oder selbstständig. All das war nach 1945 vorbei, alles, was sie hatten, hat man ihnen genommen. Sie hatten keine Chance ihre Eigentümer wieder zu erlangen, denn die meisten Schreibtischtäter konnten nach dem Nationalsozialismus wieder unbehelligt ihren Beruf ausüben. Sie entschieden dann, wem eine Wiedergutmachung zustand und wem nicht, natürlich konnten sie Sinti und Roma keine Wiedergutmachung gewähren, denn damit hätten sie sich selbst schuldig gesprochen. Diese Menschen konnten nach dem Krieg zu einem normalen Leben übergehen, sie konnten ihre Kinder in allen Beziehungen unterstützen. All das konnten Sinti und Roma nach dem Krieg nicht.
WOHNSITUATION:
Sinti und Roma haben vor 1933 ein normales Leben in ihrer Deutschen Heimat geführt, einige von ihnen wohnten zur Miete oder hatten Eigenheime, sie waren Angestellte, im Schaustellergewerbe tätig, Berufsmusiker, Pferdehändler oder handelten mit Musikinstrumenten, auch waren sie als Schauspieler mit einer Wanderbühne Unterwegs. Deutschland war seit über 600 Jahren ihre Heimat. Sie konnten ihre Berufe nach dem Krieg nicht mehr ausführen, sie hatten kein Startkapital und waren oft mittellos.
Viele Sinti und Roma Familien hat man nach 1945 auf sogenannte Zigeunerplätze angesiedelt. Diese Plätze befanden sich meistens am Randgebiet einer Stadt. Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, wie ich als Kind mit meinem Vater in den frühen 1960 Jahren seine Freunde auf diesen Plätzen besuchte. Auf jeden Platz waren ca. 80 Familien angesiedelt. Für alle Familien stand nur eine Wasserleitung zur Verfügung. Diese Wasserleitung befand sich in der Mitte des Platzes, ich kann mich deshalb daran erinnern, weil wir uns als Kinder im Sommer unter dem Wasserstrahl abkühlten. Großfamilien mussten in Baracken wohnen ohne fließendes Wasser, auf ca. 30-40 qm hausten sie zum Teil mit 6 Personen. Heute ist es unvorstellbar, unter welchen unmenschlichen Bedingungen unsere Menschen in den Nachkriegsjahren in ihrer Heimat Deutschland leben mussten.
MEDIALE AUSGRENZUNG:
Ende der 1960 Jahre kamen des Öfteren Fernsehteams zu diesen Plätzen, um Reportagen über den sogenannten „Zigeuner“ zu drehen. Man interviewte die naheliegenden Nachbarn und fragte, wie das Zusammenleben mit Sinti und Roma denn so ablaufe. Ihre Antworten wurden an die Mehrheitsgesellschaft vermittelt, die, die klischeehafte Bilder über Sinti und Roma bis zum heutigen Tag noch prägen und reproduzieren. Auch Sinti und Roma Interviewte man, einige Sinti und Roma konnten sich nicht gut artikulieren, wie gesagt ein Teil von ihnen hatte nie eine Schule besucht, alle waren traumatisiert. Dies nutzten die Berichterstatter, um Sinti und Roma bloßzustellen! Die Interviews, die gut waren, wurden nicht ausgestrahlt, denn Sinti und Roma sollten nach einer 600-Jährigen deutschen Geschichte immer noch als fremd im eigenen Land gelten.
BILDUNGSERFAHRUNG:
Ich selbst bin 1961 eingeschult worden, das erste Halbjahr, wie ich mich erinnern kann, bin ich gerne zur Schule gegangen, auch hatte ich keine Lernprobleme, im zweiten Halbjahr fingen die ersten Probleme an, wenn Kinder im Schulunterricht unangenehm auffielen, mussten sie meistens für fünf Minuten den Klassenraum verlassen, danach konnten sie wieder an der Unterrichtsstunde teilnehmen. Bei mir war es anders: Wenn ich den Unterricht störte, musste ich mich mit dem Gesicht zur Wand stellen, die ganze Unterrichtstunde musste ich unbeweglich stehen bleiben, dadurch bekam ich von dieser Unterrichtsstunde nichts mit. Dieter oder Fritzchen wurden an den Ohren gezogen, wenn sie die Unterrichtsstunde störten, wenn ich den Unterricht störte, bekam ich mit dem Rohrstock einen heftigen Schlag auf die offene Handfläche, einmal schlug der Lehrer so fest zu, dass mir die Handfläche aufplatzte, noch heute kann ich mich an den brutalen Schmerz erinnern!
Ich kann nicht mehr sagen, was ich als Kind dachte, warum ich anders bestraft wurde, für mich war, dass alles normal, so sind wir Sinti und Roma Kinder eben in den 1950 1960, 70, 80 Jahren aufgewachsen. Von meinen Eltern konnte ich im Bereich Schulbildung keine Hilfe erwarten, sie lernten die ersten Schuljahre zusammen mit uns Kinder das Lesen und Schreiben, sie hatten im Nationalsozialismus Schulverbot, deshalb ist Schulbildung an ihnen vorübergegangen, für Hausaufgabenhilfe hat das Einkommen meines Vaters nicht ausgereicht, in keiner Hinsicht hatten wir Kinder im Bildungsbereich Unterstützung! Damals habe ich nicht darüber nachgedacht, warum ich nicht gern zur Schule gegangen bin.
Heute weiß ich es. Mit 9 Jahren fing ich an zu boxen und wurde nach einigen Jahren Nationalstaffelboxer, ich nahm 1974 für mein Land an den Europameisterschaften in Kiew teil, war Fahnenträger und belegte den fünften Platz. 1971 boxte ich das erste Mal im Nationaldress für mein Land 50 Jahre später muss ich noch von Integration sprechen und Aufklärungsgespräche führen, wie kann man das erklären.
BILDUNGSCHANCEN ALS EIN ERGEBNIS DER BÜRGERRECHTSARBEIT:
Seit einigen Jahrzehnten haben sich die Bildungschancen für Sinti und Roma verbessert, der Zentralrat unter Leitung von Romani Rose hat in dieser Hinsicht den Weg geebnet, dass die Bildungschancen für Sinti und Roma ab den Neunzigerjahren um ein vieles besser geworden sind. Ein Beispiel möchte ich anführen: Gianni Jovanovic, lebt seit Ende der 1970 Jahre in Deutschland, als Gianni vier Jahre alt war ist das Haus von der Familie Jovanovic 1979 von Nazis, Niedergebrannt worden. Die Familie stand von diesem Zeitpunkt mittellos da, deutsche Behörden wollten die Familie wieder nach Jugoslawien abschieben. Romani Rose hat Wochen lang für die Rechte der Familie Jovanovic mit der Stadt Darmstadt verhandelt, bis die Familie schlussendlich ihr Recht bekam und in Deutschland ihr Leben weiter gestalten konnten. Gianni hat Jahrzehnte später sein Bachelor gemacht, von Beruf ist er heute Dentalhygieniker und erfolgreicher Unternehmer. Als ich damals dieses Drama wahrgenommen habe, ist mir die Wichtigkeit des Zentralrats Bewusst geworden: Ein Mann wie Gianni mit solch ein Potenzial würde heute wieder in Südosteuropa leben müssen, wenn der Zentralrat unter der Leitung von Romani Rose nicht ein geschritten wäre. Gott sei es gedankt, alle Mühe hat sich gelohnt und Gianni Jovanovic kann dank des Zentralrates heute als erfolgreicher anerkannter Bürger, sein Leben im unserem Land genießen.
AKTUELLE SITUATION:
Heute bin ich auf jeden unserer Jugendlichen stolz der einen guten Schulabschluss geschafft hat, auch haben wir heute Abiturienten und Studierende, einige junge Sinti und Roma sind seit Jahren an Schulen Pädagogen, auch haben wir an Universitäten Professoren. Wenn man weiß, unter welchen Bedingungen und mit welcher Vorgeschichte diese jungen Menschen ihren Weg gegangen sind, kann man dann noch von Bildungsferne sprechen?!
NEUE STANDARDS:
Angehörige der Minderheit, ihre Selbstorganisationen und Netzwerke sind sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für ihre Lehrkräfte und Pädagogen kompetente Partner bei der Behandlung des Themas im Unterricht. Dies ist möglich, indem Sinti und Roma als Expertinnen und Experten in die Schulen oder zu Fortbildungen eingeladen und in deren Konzeptionen maßgeblich eingebunden werden.
BEST PRACTICE AM BEISPIEL DES PROJEKTES „BILDUNGSBOTSCHAFTER GEGEN ANTIZIGANISMUS“
Im Programm „Bildungsbotschafter gegen Antiziganismus“ werden junge Studierende aus der Minderheit dazu befähigt, in kirchlichen und nicht kirchlichen Bildungseinrichtungen Bildungs-Veranstaltungen durchzuführen, die mit der Vielgestaltigkeit von Sinti und Roma Kultur, ihrer Geschichte und ihrer Gegenwart, Verfolgung und Widerstand wie gegenwärtigen Antiziganismus bekannt machen sollen. Empowerment von Sinti und Roma im Wissenschaftlichen Bereich für Fortbildung in Einführungen zur Geschichte und Gegenwart der Minderheit in Kontexten der Jugendarbeit und an Schulen kann so stattfinden. Auch der neu gegründete Studierende Verband der Sinti und Roma in Deutschland, der 2020 von Dotschy Reinhardt und Francesco Amann ins Leben gerufen wurde und sich dem Zentralrat angeschlossen hat, trägt aktiv dazu bei, neue Narrative sichtbar zu machen. Der Verband bietet ein Netzwerk für Studierende Sinti und Roma, macht Bildungserfolge sichtbar und vermittelt neue Wissensdiskurse über das Thema Antiziganismus mit einer gelebten Authentizität der Angehörigen der Minderheit mit ein.